Dieses Wochenende und nach drei Jahren pandemiebedingter Pausefindet der Karneval der Kulturen wieder statt.Endlich! Endlich? Wo die einen ein Fest der Vielfalt und Toleranz feiern, ausgelassen tanzen und viel trinken, haben andere Probleme mit dem seit Jahren aufgebauten Konzept und Marketing.
Es ist das Straßenfest in Kreuzbergkeine Friedens-Freude-Pfannkuchen-Utopie,sondern eher ein Karneval der kulturellen Aneignung? Und sollte es aus dem Veranstaltungskalender entfernt werden? Auf diese Probleme gehen wir hier nicht ein. Stattdessen kramten sechs Autoren in ihren Erinnerungskisten. Sie fanden nicht nur Samba-Tänzer, Techno-Autos und Wasserpfeifen.
kulturell
25.05.2023
Berlin
22.05.2023
Tanze Samba mit mir!
Hatten wir nicht schon alle Handys? Oder gab es beim Karneval der Kulturen einfach keinen Empfang? Wir hatten sicherlich keine Smartphones, mit denen wir uns gegenseitig unseren Standort senden konnten. Wir waren uns vorher mehr oder weniger einig. Und dann mussten wir warten, bis wir uns in der Menge wiederfanden.
Es hat immer funktioniert. Ich musste einfach eine Weile in Südkreuz bleiben, ein bisschen herumlaufen, ein paar Gruppen durchlaufen und dann waren meine Freunde da. wir verstehen einander Alle, die sagten, sie wollten kommen, kamen. Niemand hat ihre Nachrichten überprüft, gefilmt, gepostet. Ich habe keine Fotos vom Karneval, aus keinem Jahr, weil niemand Fotos gemacht hat. Ich weiß, ich klinge altmodisch, wenn ich das schreibe, aber rückblickend kommt es mir wie ein magischer Moment vor.
Hier ist alles so bunt – zwei Besucher freuen sich über das Straßenfest.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Der Karneval der Kulturen war die einzige große Veranstaltung in Berlin, die meine Freunde und ich jedes Jahr besuchten. Ende der 90er, Anfang der 90er. Obwohl wir alle aus Berlin kamen und diese Dinge wirklich gemieden haben, meine ich große Veranstaltungen. Ich kann mich nicht erinnern, warum wir dorthin gegangen sind. Warum kam in Berlin an diesem Wochenende immer der Sommer, warum war die Musik in manchen Autos gut? Ich mochte Samba-Tänzer. Vielleicht hat sie mich vor mich hergeschoben, damit sie sie besser sehen konnte, und ja, ich bin gesprungen. Obwohl ich jetzt älter aussehe.Wiebke Hollersen
Oben Bar25-Wagen
Es war so einfach, mit 20 Jahren in Berlin zu leben. Wie verbringe ich eine halbe Woche bei Bar25 und werde trotzdem nicht vom College geworfen? Das waren die beiden zentralen Fragen, die meine wilden Jahre geprägt haben. Und rund 15 Jahre später kann ich sagen: Mir ist zumindest beides gelungen.
Meine dauerhafte Anwesenheit in dem ärmlichen Techno-Club am Spreeufer, lange bevor dort der erschreckend provokante Holzmarkt und der „Mörchenpark“ auftauchten, brachte mir etwas Trost und eine lockere Wochenendfreundschaft mit der legendären Türsteherin Steffi. Irgendwie muss es passiert sein, dass ich an einem wunderschönen Pfingstsonntag eine Mitfahrgelegenheit im Karneval der Kulturen durfte: auf dem Dach des Bar25-Wagens. Es muss 2008 oder 2009 gewesen sein, ich erinnere mich aufgrund der Umstände nicht mehr genau.
Caipis en masse: Flüssigkeiten werden immer zum Eisenkraut serviert.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Obsession Forces, und natürlich habe ich es nicht rechtzeitig zum Spiel geschafft. Ich wippte und tanzte etwa eine Meile hinter dem Auto her, bis ich es schließlich direkt zum rollenden Koloss schaffte und den Jubelnden mit meinem Klebeband signalisierte, dass sie dort tanzen und winken sollten.
Dann hat mich jemand hochgehoben – mit meinem damals mageren Partykörper war das noch möglich – und ich habe es endlich geschafft, meinen Platz inmitten der Karnevalsmenge einzunehmen. An die eigentliche Reise habe ich nur fragmentarische Erinnerungen; Er spielte natürlich Techno, um dich zu verzehren, kniete man einfach lässig auf dem Boden des Wagens. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass wir nach dem Umzug alle gemeinsam vorangekommen sind, Bar25 auf jeden Fall.Manuel Almeida Vergara
Hören Sie nicht auf, es kann nass werden
Vorsicht bei blauer Kleidung! Sie können plötzliche Feuchtigkeit von oben bedeuten. ja du selbstZunizwischen kulturellen Karnevalesken. Sie kommen aus Nordamerika und führen jeden 19. August in blauer Kleidung einen Regentanz auf. Es ist reine Spekulation, aber sie könnten sich genauso gut unter das reguläre Tanzpublikum mischen.Pfingstenin Berlin, da es an diesem Tag regelmäßig mindestens einmal regnet. Zumindest scheint es so.
Natürlich kann jeder mit etwas Fantasie und viel Gefühl auch alleine einen Regentanz machen. Das geht ungefähr so: Frauen und Männer stellen sich getrennt in zwei Reihen auf und führen Figuren auf; Rasseln und Glocken imitieren das Geräusch von Wasser. Es funktioniert auch alleine. Zumindest einige Bulgaren und Rumänen vertrauen ihm. Sie ließen ein Mädchen in ihrem Dorf tanzen. Er bleibt vor jedem Haus stehen, wo ihn die Bewohner mit Wasser bespritzen. Das macht natürlich viel Spaß, aber in Berlin sollte man das wahrscheinlich am besten nicht genießen. Aufgrund der nicht unerheblichen Anzahl an Tänzern und Häusern, die zum Innehalten einladen, kann es einerseits zu Missverständnissen kommen.
Karneval verleiht Flügel: Auch Kinder gewinnen in Kreuzberg immer Geld.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Wer möchte beim Karneval der Kulturen stattdessen schon das tun: stehen bleiben? Ist es Regen? Wahrscheinlich sehr wenige. Glücklicherweise stimmen Wettermodelle mit der Mehrheitsmeinung überein. Sie sagen, die Temperaturen liegen bei etwa 25 Grad undSonnenlichtim Voraus. Aber es schadet nicht, die blauen Klamotten im Schrank zu lassen.Christian Schwager
Früher war Berlin bunt und es hat uns gefallen
Mit Corona, der Jahrhundertwende, Krieg und Inflation haben wir fast vergessen, dass die Stadt auch Spaß machen kann. Heute ist es unglaublich ernst geworden. Es wird auch mehr diskutiert und weniger getanzt. Aber das hier war ganz anders. Erinnerst du dich?
Berlin ist seit Jahren fest in der Hand einer Spaßgesellschaft. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass in den 90er- und 2000er-Jahren kaum jemand gearbeitet hat, und wenn ja, dann musste die Arbeit Spaß machen. In ihrer Freizeit machten die Leute Spaß und kümmerten sich nicht um die Tomaten im Garten: Loveparade mit lauter Musik, Sex im CDS-Park, Gruppenrauchen von Gras im Mauerpark, Zuschauen bei Ausschreitungen am 1. Mai und der Karneval der Ernten nicht aber der kulturellen Aneignung verdächtigt.
Damals versuchten die Menschen dem Trubel zu entfliehen und entwickelten nicht den Ehrgeiz, keine der seltenen Gelegenheiten zu verpassen. Jahrelang ging ich sogar am Wochenende aus, wenn im Tiergarten die Loveparade in vollem Gange war. Karneval der Kulturen undKühlschrankIch war geschäftlich dort. Und was soll ich sagen, ich fand es wirklich cool, besonders im Karneval.
Jetzt wird es ernst: Der Karneval der Kulturen zaubert nicht jedem ein Lächeln ins Gesicht.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Die Schlachtrufe der entfesselten Leidenschaft. Trommler, die ihren Sound in alten Fässern machten. Verrückte Kerle verheddern sich in Einkaufswagen. Nigerianische Masken mit Tänzern, die durch komplizierte Konstruktionen in kürzester Zeit bis zu vier Meter groß werden können. Der gesamte Titicacasee im Floß. Gruppen, die mit 70 Tänzern verrückte Choreografien in den Straßen Kreuzbergs kreierten.
Vielleicht ist die Zeit für so etwas vorbei. Aber es wäre schade. Früher war Berlin bunt und das gefiel uns. Auch wenn wir uns damals viel beschwert haben. Ich war schon lange nicht mehr beim Karneval der Kulturen, aber jetzt denke ich nach. Die Stadt braucht wieder mehr Farbe. Und es sollte auf jeden Fall mehr getanzt werden.Julia Hook
Die erste eigene Wasserpfeife
Vor zwölf Jahren, also 2011, war ich zum zweiten Mal beim Karneval der Kulturen. Anstatt für die bevorstehenden Mathe- und Deutschprüfungen zu lernen, spaziere ich am Pfingstsonntag mit Freunden aus der Schule durch Kreuzberg. Montag ist Feiertag, der Unterricht fällt aus, daher trinken wir gespannt die ersten zwei, drei Biermischungen. Wir fühlen uns gut, fast erwachsen. Wir waren 16 Jahre alt.
Besonders beeindruckt sind wir von den vielen Vertriebspositionen weltweit. Sei es die trendige Caipirinha-Bar mit brasilianischem Samba (zum Glück hat der Verkäufer nicht nach unseren Ausweisen gefragt) oder Tia Weras Stand mit polnischer Wurst und ungarischem Gulasch. Doch der Höhepunkt sollte noch kommen.
was machst du heute? Viele Besucher ziehen nach dem Umzug weiter.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Zwei junge Marokkaner, ungefähr in unserem Alter, verkaufen abseits des Lärms ihre Wasserpfeifen. Anfang der 2010er Jahre gab es in Berlin eine riesige Shisha-Werbekampagne. In verschiedenen Ecken der Stadt schossen Bars wie Pilze aus dem Boden. Obwohl Wasserpfeifen orientalischer Herkunft erst ab 18 Jahren erlaubt sind, gelang es uns immer, in die Bars in der Warschauer Straße oder im Johannisthal zu gelangen.
Leider haben allein die Barbesuche mein Taschengeld gekostet. Als ich herausfand, dass die Verkäufer von Carnaval das Culturas nur 15 Euro für Wasserpfeifen wollten, habe ich zugegriffen. Es gibt auch den Minz-Apfel-Geschmack. Für mich ein super Angebot. Seitdem war ich nie wieder in einer Shisha-Bar in Berlin, sondern der erste aus meinem Freundeskreis mit eigener Pfeife.Nicholas Butilin
Ich bin kein Tourist!
Auch über die Reichstagskuppel könnte man hier schreiben. Als hartnäckiger Ignorant habe ich sie nicht öfter besucht als den besagten Karneval. Alles, was diese Stadt an vermeintlichen Attraktionen zu bieten hat, regt meine Abwehrreflexe an. Schon das Wort Anziehung! Ich bin kein Tourist! Ich möchte nicht immer etwas tun müssen, ich möchte einfach nur hier leben und meinen Tag weiterleben.
Vor allem an langen Frühlingswochenenden würden mich zehn Pferde nicht zu einer Großveranstaltung bringen, bei der alle gut gelaunt sein müssen. Wenn das Wetter gut ist, kann ich nach langem Zögern in einen nahegelegenen Park gehen und mich dort mit einer Zeitung im Schatten eines Stadtbaums hinlegen, der mich angepisst hat.
Heißes Thema: Beim Straßenfest hat jeder jemanden zum Feiern gefunden.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung
Außerdem musste ich spätestens seit dem Tag ein Heulsuse-Kaninchen und eine gefüllte Karotte aus dem Kindergarten mitnehmen, weil mein zweijähriger Sohn eine Welt, in der sich jeder so verhält, als wäre er nicht mehr er selbst, sondern etwas anderes, emotional nicht ertragen konnte. (zum Beispiel ein Hase) – nun ja, von diesem Tag an verlor ich jeglichen Geschmack für Kostüme und gehobene Kostüme, zumindest außerhalb der Theater, aber tatsächlich auch dort.
Dass die ursprünglich als Utopie von Frieden, Freude und Pfannkuchen konzipierte Attraktion nun in der Kritik steht und für Kulturkonflikte sorgt, macht sie zwar etwas interessanter, aber man sollte besser vom Sofa oder von der Wiese aus darüber nachdenken.Ulrich Seidler
FAQs
Wo ist der Karneval der Kulturen? ›
Das war der Karneval der Kulturen 2023
Mal fand der Karneval der Kulturen in den Straßen Kreuzbergs statt. Berlin feiert mit dem Umzug und einem der größten deutschen Straßenfeste eine post-migrantische Tradition, die weltweit einzigartig in ihrer Vielfalt ist.
Endlich wieder Karneval mitten in Berlin! Am 28. Mai 2023 findet erstmals nach drei Jahren Corona-Pause wieder der Karneval der Kulturen in Kreuzberg statt.
Was ist der Ursprung von Karneval? ›Die Germanen feierten die Wintersonnenwende als Huldigung der Götter und Vertreibung der bösen Winterdämonen. Später übernahmen die Christen die heidnischen Bräuche. Die vorösterliche Fastenzeit wurde mit der Fastnacht oder dem Karneval (carne vale = Fleisch lebe wohl!) eingeläutet.
Was macht man an Karneval der Kulturen? ›Von einer bunteren Seite könnte sich Berlin kaum zeigen: Zahlreiche Gruppen unterschiedlichster Nationalitäten bieten beim Karneval der Kulturen auf fahrenden Wagen Musik, Tanz, Performance, bildende Künste und Akrobatik dar.
Was hat Karneval mit der Religion zu tun? ›und was hat das Ganze mit Religion und Glauben zu tun? Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit und die Kirche begleitet Jesus in dieser Zeit auf seinem Weg durch Leid und Tod bis zur Auferstehung an Ostern. Karneval und Fastenzeit gehören eng zusammen, denn die Fastnacht definiert sich ja von der Fastenzeit her.
Ist Karneval eine Tradition? ›Die Tradition des Karnevals ist schon sehr alt und reicht bis zu den alten Germanen zurück. Sie verkleideten sich mit Masken und Tierfellen und feierten, um die guten Geister zu wecken und den Frühling zu beginnen. Im Mittelalter wurden diese Traditionen auf das Christentum übertragen.
Wo startet Karneval der Kulturen? ›Der Startpunkt ist die Gneisenaustraße/Ecke Zossener Straße. Um 12 Uhr geht's los. Der Weg führt dann weiter über die Hasenheide bis zum Hermannplatz/Ecke Urbanstraße.
Wo ist Karneval der Kulturen 2023? ›Vom 26. Mai bis zum 29. Mai 2023 findet der Karneval der Kulturen, ein vielfältig, buntes Straßenfest, welches als freudvolles Statement für eine offene und interkulturelle Gesellschaft steht, in Berlin Kreuzberg statt.
Wo feiert man Karneval auf der Welt? ›- Karneval in New Orleans, USA. ...
- Karneval in Venedig, Italien. ...
- Karneval in Rio de Janeiro, Brasilien. ...
- Karneval in Teneriffa, Spanien. ...
- Karneval in Nizza, Frankreich.
Bekannt ist in Spanien auch die Weiberfastnacht als "Jueves Lardero". Aschermittwoch wird in Spanien "Miércoles de Ceniza" genannt. Berühmt ist der "Carnaval de Las Palmas de Gran Canaria" oder auch der "Carnaval de Santa Cruz de Tenerife". Denn das größte Karnevalsfest Europas, findet auf Teneriffa statt.